
Was uns Erwachsenen oft als selbstverständlich erscheint, ist für Kinder harte Arbeit. Diese Arbeit kann aber auch sehr viel Spaß machen und bietet ein großes Feld, um Neues zu erlernen. Die Entwicklung in den ersten Lebensjahren verläuft sehr rasant – das erste bewusste Lächeln, krabbeln, gehen und unter anderem auch selbstständig essen lernen sind große Ereignisse im Leben eine Kindes.
In meinem Alltag als Tagesmutter sind mir unsere gemeinsamen Mahlzeiten sehr wichtig. Wir verbringen diese Zeit ganz in Ruhe miteinander, genießen unser tägliches Ritual, und ich kann auf jedes Kind gut eingehen. Wir besprechen den Tagesablauf bei unserem gemeinsamen Frühstück, bereiten zum Teil das Essen gemeinsam vor und lassen uns ab und zu auch von ganz neuen Geschmäckern und Gerüchen überraschen.
Damit die Kinder selbstständig essen lernen können, müssen sie über gewisse motorische Fähigkeiten verfügen, die sie im Vorfeld erwerben. Zudem wird die Nahrung vorerst mit allen Sinnen erkundet. Eine kleine, runde Erbse aufzuspießen und mit der Gabel zu essen, das kann durchaus eine große Herausforderung sein.
Zu Beginn werden beim Essen natürlich die Hände und Finger eingesetzt. Kleine Kinder matschen häufig mit dem Essen, wobei sie in dieser Situation gleichzeitig experimentieren und auch lernen. Die Wahrnehmung läuft auf Hochtouren. Wie verhalten sich die Nahrungsmittel? Sind sie weich oder hart, klebrig oder flüssig? Wie lassen sie sich angreifen?
Die Kinder haben Spaß dabei und fühlen auf diese Art und Weise, was sie gleich im Mund spüren werden. Mehr und mehr setzen sie dann gekonnt den Pinzettengriff ein. Gezielt greifen sie nun auch sehr kleine Dinge mit Daumen und Zeigefinger an, betrachten sie und stecken sie in den Mund. Erst nach und nach kommt das Besteck zum Einsatz. Für die Auge-Hand-Koordination braucht es aber noch viel Übung. Sollte es in dieser Übungsphase nicht gleich funktionieren, so kommen ganz einfach zwischendurch wieder die Finger zum Einsatz.
Und: Einen Teller voller Spaghetti mit den Fingern zu essen, mag zwar nicht gerade die sauberste, aber bestimmt die lustigste Weise sein.
Sylvia R., Tagesmutter aus Bärnbach