Meine 25 Jahre als Tagesmutter

25 jahre als tagesmutter

Während einer Rastpause auf einer wunderschönen, hoch gewachsenen Sommerblumenwiese holen sich alle Tageskinder die Kinderscheren, um Gras zu zwicken. Jedes Kind sitzt im hohen Gras, ist ruhig und konzentriert und sucht sich aus den tausenden Grashalmen und Blümchen eins nach dem anderen aus, um es in kleine Stücke zu schneiden. Ein dreijähriger Junge sieht mich an und erklärt: „Ich schneide das Gras gaaanz klein, dann können wir da vorbeigehen.“

Dieses unglaubliche Weltverständnis eines Kindes, der Mittelpunkt dieser Welt zu sein, ALLES zu schaffen, einen Weg durch das dichte Gras zu schneiden, einen Halm nach dem anderen. Das ist universelles Denken pur, das wir meiner Meinung nach nicht früh genug vermitteln können. Es liegt an uns Erwachsenen und im Speziellen an uns Tagesmüttern, die Kinder in ihrem TUN zu stärken und ihnen zu vermitteln, wie einzigartig sie sind.

Situationen wie diese hatten immer besonderen Wert für mich, und während ich diese Zeilen schreibe, kann ich den Zauber solcher Situationen intensiv fühlen.

Mit den Kindern in der Natur

Ganz wichtig war mir in all den Jahren, den Kindern die Natur nahe zu bringen. Deshalb waren wir viel  und oft im Wald und auf den Wiesen unterwegs.

Einmal kam ein Kind mit geschlossenen Händen zu mir und sagte: „Schau, was für einen Schatz ich da habe!“ Es war ein Marienkäfer.

Den respektvollen Umgang mit der Natur und die Wertschätzung der Natur wollte ich all meinen Tageskindern beibringen. Ich nannte die Kinder auch „Erdenkinder“.

Zwischen den Generationen

Ich wohne in Großpesendorf, einem kleinen Ort, wo wir einander gut kennen. Wenn wir unterwegs waren, haben wir auch die Urliomas vom Ort getroffen. Bei diesen Begegnungen redeten wir viel miteinander  und es kam oft zu sehr schönen Momenten und Augenblicken. Die Kinder kennen keine Berührungsängste und gehen offen auf andere Menschen zu.

MIKADO

Als MIKADO-Tagesmutter betreute ich Kinder mit und ohne Behinderung wie zum Beispiel Wolfgang mit Angelman Syndrom. Oder ein Kind, das als Frühchen zur Welt kam und dem eine kurze Lebenserwartung prognostiziert wurde. Heute ist er zwölf Jahre alt. Er hat eine Gehörbeeinträchtigung, trägt eine Spezialbrille und kam mit Beinschienen. Im Sommer badete er ohne seine Hilfsmittel. Ein Kind rief seinen Namen, er kann das natürlich nicht hören. Aber ein anderes Kind antwortete: „Er kann nix hören, er hat keine Hörgeräte drinnen.“ So aufmerksam, so selbstverständlich der Umgang der Kinder miteinander …

Jede MIKADO-Betreuung ist einzigartig und insofern etwas Besonderes. Kleinste Schritte in Richtung Selbstständigkeit wie zum Beispiel das Essen mit dem Löffel oder eine erste erlernte Gebärde, die unglaublich hilfreich in der Verständigung untereinander ist, werden zu einem wunderbaren Erlebnis.

So viele Kinder

In den 25 Jahren als Tagesmutter betreute ich etwa 40 Kinder. Wobei etliche Kinder über viele Jahre bei mir waren, einige Kinder sogar acht Jahre lang. Auch Kinder mit Behinderungen oder aus sozial schwierigen Verhältnissen.

Eine Familie brachte im Lauf von 15 Jahren drei Kinder zu mir. In diesen Jahren erlebte ich die Höhen und Tiefen ebenso mit, dabei entstand auch Freundschaft.

Wir über sie

„Ich bin stolz, bei Tagesmütter Steiermark zu arbeiten“,  sagt Renate S. zum Abschied über die Jahre in unserem Unternehmen.

Auch wir sind stolz, sie 25 Jahre als Tagesmutter bei uns gehabt zu haben. Renate S. referierte ebenso in unseren Ausbildungen. Sie hat hier mit Kompetenz das Berufsbild präsentiert und mit viel Wissen und großer Leidenschaft über ihre Arbeit gesprochen.

Renate S. war eine ganz außergewöhnliche, liebevolle und mit dem Herzen sehende Tagesmutter und wir danken ihr für die vielen schönen und wertvollen Jahre.

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